Verkannt und deshalb angefeindet: Kunststoffverpackungen

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Internationale Lebenszyklusanalysen belegen Umweltvorteile von Kunststoff als Verpackungsmaterial

Alternativmaterialien steigern negative Umweltauswirkungen und gesellschaftliche Kosten

Vorurteilslose und ideologiefreie Life Cycle-Untersuchungen machen immer wieder die Vorteile von Kunststoffverpackungen im Vergleich mit anderen Materialien deutlich. Denn im Gegensatz zu manch vorgefasster Meinung kommen Substitutionsanalysen überall auf der Welt zu dem Ergebnis, dass Kunststoffverpackungen sich als sehr effiziente Wahl in Bezug auf Energieverbrauch, globale Erwärmung und verschiedene andere Umweltanforderungen erweisen – ebenso wie unter dem Aspekt Kosten für die Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund verwundert es, dass Kunststoffverpackungen ein ums andere Mal an den umweltpolitischen Pranger gestellt werden oder als Alibi für Intentionen anderer Art herhalten müssen. So plant die EU-Kommission, die Brexit-Lücke im Haushalt der Gemeinschaft durch eine Plastik-Abgabe zu schließen. Dabei warnen Fachleute eindringlich davor, dass die fehlende Zweckbindung der angedachten Plastik-Steuer, so sie denn überhaupt umsetzbar sein sollte, der angestrebten Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffverpackungen dringend benötigte Investitionsmittel entziehen und damit dem Umwelt- und Klimaschutz schaden würde.

Betrachtet man wissenschaftliche Studien, die weltweit in den zurückliegenden Jahren veröffentlicht wurden, dann fällt auf, wie ausgeprägt die falsche Wahrnehmung von Kunststoffverpackungen unter Umweltaspekten vielfach ist – speziell unter den bereits genannten Aspekten Energieverbrauch, globale Erwärmung und nicht zuletzt Kosten für die Gesellschaft. So kommt etwa das auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen spezialisierte Beratungsunternehmen Denkstatt in seiner Studie „Die Auswirkungen von Kunststoffen auf Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen in Europa“ zu dem Ergebnis, dass mehr Energieträger verbraucht und mehr Treibhausgase emittiert würden, wollte man Kunststoffverpackungen durch alternative Materialien ersetzen.

Die Experten stellen sogar fest, dass Verpackungen aus Kunststoff Energieeinsparungen während ihrer Nutzungsphase ermöglichen, selbst wenn kein Vergleich mit anderen Materialien angestellt wird. Zum Beleg dafür verweisen sie darauf, dass solche Verpackungen den Verderb von Lebensmitteln reduzieren oder helfen, Beschädigungen von Gebrauchsgütern zu vermeiden. Das gelte zwar in gewissem Maß auch für andere Verpackungsmaterialien, räumen die Verfasser der Studie ein, doch ihrer Ansicht nach in besonderem Maß für Kunststoffverpackungen.

CO2-Emissionen von ganz Dänemark eingespart

Als konkrete Resultate weist die Denkstatt-Studie aus, dass die Masse der Verpackungen im Schnitt um den Faktor 3,6 höher ausfiele, wenn Kunststoffverpackungen durch andere Materialien ersetzt würden. In dem Fall würde auch der Energieverbrauch um den Faktor 2,2 bzw. um 1.240 Millionen Gigajoule pro Jahr ansteigen, erläutern die Experten. Das entspräche demnach 27 Millionen Tonnen Rohöl oder dem Heizbedarf von rund 20 Millionen Haushalten. Zudem würden die ausgestoßenen Treibhausgase um den Faktor 2,7 bzw. um 61 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr ansteigen, errechnete Denkstatt für den Ersatz von Kunststoffverpackungen durch solche aus alternativen Materialien. Das entspräche zusätzlichen 21 Millionen Autos auf der Straße oder den gesamten CO2-Emissionen von Dänemark, verdeutlichen die Berater.

Die Hauptgründe für die ökologischen Vorteile der Kunststoffverpackungen sieht die Denkstatt-Studie darin, dass diese in der Regel dieselbe Funktion mit deutlich weniger Masse pro funktionaler Einheit erfüllen wie alternative Verpackungsmaterialien. In den meisten Fällen führe dies zu geringerer Produktionsenergie und weniger Treibhausgasemissionen pro funktionaler Einheit als für den Mix der betrachteten Alternativmaterialien, konstatieren die Autoren der Untersuchung. Sie weisen ferner auf die Vorteile von Kunststoffverpackungen in der Nutzungsphase hin, wie vermiedene Nahrungsmittelverluste und weniger Energiebedarf für Transporte, die ebenfalls zu dem eindeutigen „Klassensieg“ der Kunststofffraktion beitragen. 

Darüber hinaus halten es die Umwelt- und Nachhaltigkeitsexperten für wichtig, hervorzuheben, dass der „Nettonutzen“ des Recyclings und der Verwertung von Kunststoffverpackungen oft höher sei als bei Alternativmaterialien, weil in deren Datensätzen die meisten Recycling-Effekte bereits in Form von Anteilen an Recyclingmaterial bei der Produktion bereits inkludiert sind. Und last but not least verweisen die Spezialisten darauf, dass der Treibhausgasnutzen aus der Vermeidung von Nahrungsmittelverlusten durchschnittlich fünfmal so hoch sei wie die Emissionen aus der Produktion von Verpackungen für frische Lebensmittel, wenn nur 10 Prozent weniger Nahrungsmittel verderben.

Unterm Strich bringen diese Erkenntnisse die Umwelt- und Nachhaltigkeitsexperten von Denkstatt zu dem Fazit, dass die Bedeutung von Verpackungen für die Umwelt offenbar im Allgemeinen weit überschätzt wird. Denn nur 1,7 Prozent des gesamten Klimafußabdrucks der europäischen Konsumenten resultiert demnach aus dem gesamten Verpackungsverbrauch – mit allen Materialien – in Haushalt und Gewerbe. Die Kunststoffverpackungen machen laut dieser Studie nur 0,6 Prozent des durchschnittlichen Klimafußabdrucks eines europäischen Konsumenten aus.

International gleichlautende Studienergebnisse

„In die gleiche Kerbe hauen“ andere internationale wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema. So ergaben vergleichbare Substitutionsstudien des US-Beratungsunternehmens Franklin Associates, dass in den USA die Verwendung von Kunststoffverpackungen mit den gleichen Funktionen wie alternative Verpackungsmaterialien 

  • eine Materialersparnis von mehr als 64 Millionen Tonnen,
  • eine Einsparung bei Treibhausgasemissionen von 67,1 Millionen Tonnen pro Jahr im Vergleich zu anderen Materialien und
  • einen um 1196 Milliarden Megajoule günstigeren Energieverbrauch zur Folge hat. 

Für Kanada errechneten die Experten Einsparungen in Höhe von

  • 5,5 Millionen Tonnen beim Material,
  • 121 Milliarden Megajoule pro Jahr beim Energiebedarf und 
  • 8,66 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Zusätzlich zu den erwähnten negativen Auswirkungen, die ein Ersatz von Verpackungen aus Kunststoff durch alternative Materialien auf die globale Erderwärmung hätte, zeigen dieselben wissenschaftlichen Studien von Franklin Associates und anderen, dass Ersatzmaterialien für Kunststoffverpackungen erheblich höhere unerwünschte Folgen in den Bereichen Wasserverbrauch, Feststoffabfälle (in Gewicht und Volumen), Versäuerungspotenzial, Eutrophierung von Gewässern, Entstehung von Smog und Ozonabbau nach sich ziehen. Demnach würden beispielsweise Alternativmaterialien einen sechsmal höheren Wasserverbrauch provozieren, sollte in den USA der dortige Kunststoffverpackungsbedarf ersetzt werden. Für Kanada soll der Wasserverbrauch demnach viermal höher ausfallen. Zudem, um bei dem US-Beispiel zu bleiben: In den Vereinigten Staaten sind die Feststoffabfälle von Kunststoffverpackungen 4,9-mal leichter als die anderer Materialien – und im Falle Kanadas 3,9-mal leichter.

Hoher Vermeidungsfaktor bei gesellschaftlichen Kosten

Die Vorteile für die Umwelt, die mit dem Einsatz von Kunststoffverpackungen einhergehen, rechnen die Verfasser dieser und anderer Studien in sogenannte Umweltkosten um, indem sie die Umweltauswirkungen der verschiedenen Verpackungsmaterialien monetarisieren. Einfach ausgedrückt: Um einen nachvollziehbaren Vergleich zwischen den Auswirkungen verschiedener Materialien zu ermöglichen, wird ein Preis für Verschmutzung und Verbrauch von Ressourcen festgelegt. Ergebnis: Der Ersatz eines Großteils von Kunststoff, der im Konsumgütersektor verwendet wird, durch einen Mix alternativer Materialien, die die gleiche Aufgabe erfüllen, würde die Umweltkosten um einen Faktor 4 auf über 533 Milliarden US-Dollar pro Jahr erhöhen.

Zusammenfassend macht ein Review der internationalen Studien zur Bewertung von Kunststoffverpackungen deutlich, dass wissenschaftliche Lebenszyklusanalysen die verbreitete Fehlwahrnehmung von Kunststoffmaterialien widerlegen, weil diese tatsächlich insgesamt wie auch im Detail geringere Umweltauswirkungen und niedrigere gesellschaftliche Kosten aufweisen als alternative Verpackungsmaterialien, wenn diese für die gleichen Zwecke verwendet werden.

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