Steigerung des Rezyklatanteils ist richtig und wichtig

Denn Verpackungen aus Rezyklat sind wirklich nachhaltig

Müllexporte sind Gift für funktionierenden Rezyklatemarkt

Aus alt mach neu. So simpel könnte man Recycling übersetzen. Das gilt auch für Kunststoffe: Benutzte Plastik-Produkte werden sortiert, also nach Sorten getrennt, gewaschen, eingeschmolzen und zu den sogenannten Rezyklaten verarbeitet. Somit werden aus Abfällen wertvolle Sekundärrohstoffe, die wieder für die Herstellung neuer Kunststoffprodukte Verwendung finden. Der riesengroße Vorteil bei diesem Verfahren: Die wiederverwendeten Kunststoffe lassen sich ein weiteres Mal nutzen, an ihrer Stelle muss kein neuer Kunststoff produziert werden. Das spart Rohstoffe und Energie – so geht richtig nachhaltig.

Recycling-Kunststoff-Produkte, die bereits einen Lebenszyklus hinter sich haben und wiederverwendet werden, müssen daher auch keinen Vergleich in Bezug auf ihren ökologischen „Fußabdruck“ scheuen: So schlagen etwa Einwegflaschen aus Kunststoff, die aus Rezyklat hergestellt werden, die von vielen Nachhaltigkeits-Apologeten fälschlicherweise gefeierten Glasflaschen in der Ökobilanz klar. Denn die Glasverpackungen sind nicht nur deutlich schwerer, sondern müssen auch vor ihrer Wiederverwendung aufwendig gereinigt werden.

Verpackungen mit einem hohen Rezyklatanteil sind also eindeutig nachhaltiger. Um diesen Vorteil auch für ihr Produktmarketing nutzen zu können, setzen Getränkeanbieter zunehmend Kunststoffflaschen mit einem unterschiedlich hohen Rezyklatanteil ein: manche mit 50 Prozent Recyclingkunststoff, andere sogar mit 100 Prozent Rezyklat. Doch wo der Markt vorangeht, hinkt die Politik noch hinterher. Denn die gesetzlichen Vorgaben in diesem Bereich fallen noch sehr niedrig, konkret zu niedrig aus. So haben in der EU zum Beispiel PET-Flaschen ab 2025 nur einen Rezyklatanteil von mindestens 25 Prozent aufzuweisen, ab 2030 sind es mindestens 30 Prozent (für sämtliche Einwegkunststoff-Getränkeflaschen). 

Da Verpackungen mit einem hohen Rezyklatanteil jedoch nachweislich nachhaltiger sind, sollte hier die Messlatte so hoch wie möglich, weil sinnvoll gelegt werden. Sprich: Eine Steigerung des Rezyklatanteils ist notwendig und richtig! Dementsprechend bewerten Beobachter das neue Verpackungsgesetz und die novellierte EU-Abfallrahmenrichtlinie denn auch als einen ersten Schritt der Politik in die richtige Richtung, dem allerdings dringend noch weitere folgen müssen – etwa in Form von strengeren Vorgaben und Kontrollen, mit dem Ziel, einen verlässlichen Markt für Rezyklate aufzubauen und die Quoten für aus dem Abfall recycelte Wertstoffe zu steigern. 

Ausreichend Rezyklat nur durch bessere Müllsortierung

Damit allerdings der Rezyklatanteil in der breiten Masse der Kunststoff-Verpackungen erhöht werden kann, muss eine entsprechende Müllsortierung gewährleistet sein. Denn Studien zufolge werden in Deutschland zwar mehr als 99 Prozent der hierzulande insgesamt anfallenden rund 6,3 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle verwertet – wiederverwertet werden allerdings nur 47 Prozent davon. Bei Kunststoffabfällen aus privaten Haushalten liegt die Recyclingquote mit nur 33 Prozent sogar noch niedriger. Begründung: In der Industrie fallen Kunststoffe meist sauber und sortenrein an, in Haushalten hingegen erheblich vermischt. Letzteres erschwert die Wiederverwertung.

Das bedeutet, dass zum einen die Mülltrennung durch den Verbraucher noch deutlich besser und zum anderen die Investitionen in industrielle Müllsortierung sowie Aufbereitung erheblich gesteigert werden müssen. Denn nur so können die geforderten und gewünschten Müllmengen bewältigt, bestmöglich sortiert und ein funktionierender Rezyklatemarkt nachhaltig etabliert werden. Hierbei sind entsprechende politische Rahmenbedingungen unerlässlich. Zudem müssten neue Technologien, wie beispielsweise digitale Wasserzeichen auf Kunststoffverpackungen, die das Potenzial haben, die Müllsortierung deutlich zu verbessern, gefördert werden.

Müllexporte schaden Rezyklatemarkt

Als eine weitere, sehr bedeutsame Voraussetzung für eine Versorgung mit ausreichend Rezyklat heben Fachleute ein Verbot von Müllexporten hervor. So sind die Ausfuhren von Plastikmüll aus Deutschland zuletzt zwar zurückgegangen, doch mit über 1 Million Tonnen exportiertem Kunststoffmüll liegt die Bundesrepublik EU-weit nach wie vor an der Spitze. Für den Vorstandsvorsitzenden des Verpackungsherstellers PACCOR, Andreas Schütte, sind die ab 1. Januar 2021 in der EU geltenden strengeren Regeln für den Export von Kunststoffabfällen denn auch überfällig. Er brandmarkt das Verschicken von Plastikmüll aus der EU ohne Wenn und Aber als „den größten Fehler, der jemals gemacht wurde“. Denn Plastik als Wertstoff sei viel zu wertvoll, um ihn nicht als solchen zu nutzen, betont Schütte. „Altkunststoff ist kein Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff, den wir nutzen müssen“, macht der PACCOR-CEO unmissverständlich deutlich.

„Sowohl eine gute Müllsortierung als auch ein Verbot von Müllexporten sind notwendig, um wirklich qualitativ hochwertiges Rezyklat in ausreichenden Mengen zu einem wirtschaftlichen Preis zur Verfügung zu haben“, erklärt Schütte.

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