Save the trees: recycle plastic!

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Entwaldung verstärkt die Klimakrise

Steigender Papierverbrauch beschleunigt Abholzung von Wäldern

Verpackungen: Papier hat schlechtere CO2-Bilanz als Plastik

Der weltweit steigende Papierverbrauch – insbesondere zur Herstellung von Verpackungen – fördert die Abholzung von Wäldern und den Anstieg von CO2 in der Atmosphäre. Die vermeintlich umweltfreundliche Papiertüte entpuppt sich damit als Treiber des Klimawandels. Verpackungen aus Plastik durch solche aus Papier zu ersetzen, ist ein Holzweg.

Wälder haben entscheidenden Einfluss auf das Klima unseres Planeten. Wo Wälder wachsen, verwandeln sie CO2 in Biomasse – etwa gleich viel gebundener Kohlenstoff steckt in lebenden Pflanzen und im Humus – und wirken so der Erderwärmung entgegen. Nach Schätzungen des World Resources Institute absorbieren die Wälder der Welt derzeit 30 Prozent aller CO2-Emissionen. Umgekehrt geht rund ein Fünftel der globalen Treibhausgas-Emissionen auf das Konto von Abholzung und Schädigung von Wäldern. Nach einhelliger Expertenmeinung lässt sich die Erderwärmung nur dann unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzen, wenn es gelingt, den Waldverlust zu stoppen. Daher enthält die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen ein Programm namens REDD, das auf ein Ende der Waldvernichtung zur Verringerung der CO2-Emissionen abzielt.

Die Vernichtung der Wälder geht weiter

Tatsächlich geht die Entwaldung (Deforestation) ungebremst weiter – mit katastrophalen Folgen für die globale Biodiversität. 2018 wurden 30 Millionen Hektar Wald vernichtet, eine Fläche so groß wie Großbritannien und Irland zusammen. Ein Drittel davon sind Urwälder, die als langfristige Kohlenstoffspeicher besonders effektiv dem Klimawandel entgegenwirken. Fatal ist auch die Umwandlung von Wäldern in Plantagen, die deutlich weniger CO2 binden als artenreiche Wälder. Die Gründe für die Deforestation sind vielfältig. Früher galten Flächenverbrauch und Brandrodungen durch die wachsende Weltbevölkerung als Hauptursachen der Waldvernichtung. Laut einer Forschungsstudie der Union of Concerned Scientists (Vereinigung besorgter Wissenschaftler) sind heute jedoch die industriell betriebene Landwirtschaft – allen voran Sojaproduktion, Rinderzucht und Weidewirtschaft – sowie der Holzhandel hauptverantwortlich für die weltweite Waldzerstörung.

Papierverbrauch beschleunigt die Deforestation

Nach Schätzungen der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO) werden etwa 40 Prozent der Bäume, die für industrielle Zwecke geschlagen werden, zu Papierprodukten verarbeitet. Denn ungeachtet der Digitalisierung nimmt der weltweite Papierverbrauch stetig zu – und so auch die damit verbundene Emission klimaschädlicher Gase: Allein die deutsche Papierindustrie erzeugte durch den Einsatz fossiler Brennstoffe zur Herstellung von Papierprodukten im Jahr 2018 einen Ausstoß von 13,8 Millionen Tonnen CO2. Dies ergab eine Anfrage der umweltpolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Bettina Hoffmann, an die Bundesregierung. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, plädiert Hoffmann für ein gesetzlich verankertes Abfallvermeidungsziel, das auch Papier und Pappe umfasst.

Papierverpackungen heizen die Erderwärmung an

2018 belief sich die globale Produktion von Papier, Karton und Pappe auf rund 420 Millionen Tonnen. Während der Bedarf an Zeitungs- und Druckerpapier rückläufig ist, steigt derjenige von Papier-, Papp- und Kartonverpackungen stetig an und macht inzwischen rund 55 Prozent des weltweiten Papierverbrauchs aus. Laut einer Analyse des Umweltbundesamtes (UBA) liegt dies vor allem an den wachsenden Mengen von Pappbechern und -tellern für Speisen „to go“, für Verpackungen im Lebensmittelbereich sowie für Päckchen und Pakete im Online-Handel. Papier hat eine kurze Lebensdauer: Im Durchschnitt ist die Hälfte der Produkte in nur zwei Jahren verbraucht. Auch deren Entsorgung fördert die Erderwärmung, denn bei der Verbrennung wird das einstmals von den Bäumen gebundene CO2 wieder frei. Lässt man sie aber verrotten, so entsteht durch biologische Abbauprozesse Methan, das 25-mal mehr zum Treibhauseffekt beiträgt als CO2. „Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen wir uns sofort von der Nutzung von Holz bzw. Bäumen zur Herstellung von Verpackungen, die schnell im Müll landen, verabschieden und stattdessen den Schutz von Wäldern vorantreiben“, mahnt denn auch die Koordinatorin von Environmental Paper Network International, einem Zusammenschluss von über hundert Umweltschutzorganisationen.

Plastik kann ein Teil der Lösung sein

Drei Wege führen aus der Sackgasse: Vermeiden, Wiederverwerten und Ersetzen. Bei der Suche nach alternativen Verpackungsmaterialien schneiden die bei vielen Verbrauchern verpönten Kunststoffe besser ab als erwartet. Zwar verbraucht auch Plastik Energie, Wasser und Rohstoffe und trägt zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Beim direkten Vergleich der klimaschädlichen Emissionen, die bei der Rohstoffgewinnung, Herstellung und Entsorgung von Verpackungen entstehen, zeigten Plastiktüten allerdings eine deutlich günstigere CO2-Bilanz als Papiertüten. Eine Reihe von wissenschaftlichen Studien aus Schottland, Frankreich und den USA kam zu dem Ergebnis, dass gebräuchliche Einkaufstaschen aus Papier über ihren gesamten Lebenszyklus – je nach Studie – 2- bis 3,3-mal mehr CO2-Äquivalente erzeugen als konventionelle Plastiktüten aus Polyethylen.

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