Intelligente Fehlwürfe – nicht so clever, wie es sich anhört

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Weniger Fehler beim Müllseparieren können Recyclingquoten verbessern

Auch Mülltrenn-Weltmeister Deutschland hat noch Luft nach oben

Wir Deutschen werden im Ausland oft als die Mülltrennungs-Champions gelobt oder belächelt, je nach Sicht der Dinge. Doch auch wenn den meisten Haushalten hierzulande eine Tonne für Verpackungsabfälle, eine für Biomüll und eine andere Tonne für Restmüll zur Verfügung steht, klappt es mit der Abfalltrennung beim Verbraucher nicht so wie es sein sollte. Diesem Fehlverhalten der Konsumenten ist u. a. geschuldet, dass die Recyclingquote von Plastik niedriger ist als bei Papier, Glas, Metallen. Deshalb ist es immer noch sinnvoll, sich von Zeit zu Zeit ins Gedächtnis zu rufen, welcher Müll in welche Tonne gehört.

Tatsächlich erzielen die Bundesbürger bei der Mülltrennung schon Werte, die nicht nur europaweit ihresgleichen suchen. So landen beim Verpackungsmüll offiziellen Angaben zufolge bereits 70 bis 75 Prozent in der richtigen Tonne. Für Papier und Glas werden vergleichbare Werte angegeben. Lediglich beim Biomüll sehen Experten noch etwas „Luft nach oben“. Insgesamt sind die Deutschen also willens, ihren Beitrag dazu zu leisten, dass die angestrebten Quoten für die Wiederverwertung von gebrauchten Verpackungen erfüllt werden können. So wurden nach Auskunft des Umweltbundesamtes (UBA) im Jahr 2018 die beim privaten Endverbrauch angefallenen Verpackungen insgesamt zu 94,5 Prozent stofflich oder energetisch verwertet – d. h. die im Abfall vorhandenen Wertstoffe werden erneut genutzt. Bei der stofflichen Verwertung können die betreffenden gebrauchten Materialien wieder verwendet, also dem Wirtschaftskreislauf erneut zugeführt werden. 

Recyclinganforderung steigt auf 63 Prozent

Mit dem im Januar 2019 in Kraft getretenen neuen „Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die hochwertige Verwertung von Verpackungen“, besser bekannt als das Verpackungsgesetz, hat der deutsche Gesetzgeber die Verwertungsvorgaben noch einmal deutlich nachgeschärft. So schreibt das Verpackungsgesetz seit 2019 etwa Recyclingquoten für Verpackungen aus Kunststoff von 58,5 Prozent vor. Diese Anforderungen sollen 2022 auf 63 Prozent steigen. Wie die amtlichen Statistiken dokumentieren, weisen die Verwertungsquoten von Kunststoffverpackungen in den zurückliegenden Jahren jeweils klar nach oben. 

Zudem habe die Erhöhung der Recyclingquoten in der Branche bereits erhebliche Investitionen angestoßen, stellt das Bundesumweltministerium (BMU) fest. Und wirklich verfügt Deutschland über hochmoderne Anlagen zur Wiederverwertung von Kunststoffverpackungen, die aus den Abfällen Recyclingkunststoffe von hoher Qualität gewinnen können. Damit ist auch das Vorurteil entkräftet, dass bei Kunststoffverpackungen lediglich ein sogenanntes „Downcycling“, also eine minderwertige Wiederverwendung möglich sei. Verpackungen von Nahrungsmitteln beispielsweise, für die Kunststoffe besonders gern genutzt werden, weil sie das Produkt so gut schützen und frisch halten, können für die neuerliche Verwendung bei Lebensmitteln wiederverarbeitet werden. Das BMU sieht die Herausforderung nun darin, in Europa einen verlässlichen Markt für Rezyklate zu etablieren, damit die erhöhten Recyclingquoten tatsächlich zu einer verbesserten Kreislaufwirtschaft führen.

So viel trennen wie möglich

Doch damit eine höhere Wiederverwertung möglich ist bzw. wird, müssen auch wir Verbraucher noch etwas mehr beitragen. Denn für ein bestmögliches Recycling ist – nicht nur bei Kunststoffen – eine bestmögliche Trennung des Verpackungsmülls in seine unterschiedlichen Materialgruppen erforderlich. Dafür gibt es zwar darauf spezialisierte Betriebe, doch deren Arbeit wird zum Beispiel erheblich erschwert, wenn sich in oder an Verpackungen noch Reste des verpackten Produkts befinden – also etwa, wenn dem Joghurtbecher noch Reste der Speise anhaften. Das bedeutet nicht, dass benutzte Verpackungen gespült werden müssen, bevor sie in den Abfall gegeben werden. Aber beispielsweise die letzten Reste aus der Zaziki-Dose vor dem Wegwerfen herausschütteln, das sollte niemand überfordern.

Wer noch mehr tun will, kann etwa die Alufolie vom Joghurtbecher entfernen oder die Papierbanderole von einer Verpackung ablösen. Weitere Beispiele für solche kleinen Handgriffe, welche die Maschinen in den Sortierzentren entlasten und zu mehr Sortenreinheit bzw. letztlich höheren Recyclingquoten beitragen, gibt es viele. Die Devise dabei lautet immer ganz simpel: Trennen, was sich trennen lässt!

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