Es gibt kein generell ideales Verpackungsmaterial

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NABU-Studie: Umweltbewertungen von Verpackungen nicht eindeutig

Wichtig ist Recyclingfähigkeit

Bei Verpackungen gibt es keine „eierlegende Wollmilchsau“. Oder anders formuliert: Kein Verpackungsmaterial eignet sich für optimalen Produkt- und Umweltschutz am besten. Somit kann – und sollte – keine Verpackungsalternative ökologisch gebrandmarkt werden. Doch manche Vorurteile und Fehleinschätzungen halten sich hartnäckig. Dass die Verteufelung von einzelnen Materialien nicht sinnvoll ist, haben bereits zahlreiche Studien deutlich gemacht, die beispielsweise aufgezeigt haben, dass die Plastiktüte keineswegs das ökologische Schmuddelkind ist und Baumwollbeutel oder die Papiertüte nicht prinzipiell besser sind. Und das macht eine aktuelle Studie des ifeu-Instituts im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) zu den Umweltauswirkungen gängiger Verpackungsalternativen für Lebensmittel erneut deutlich. Aus dieser Untersuchung geht eindeutig hervor, dass für jeden Bedarf die jeweils beste Verpackungsart zum Einsatz kommen sollte, sei es Blech, Glas, Papier oder Kunststoff. Als ein grundsätzlich wichtiges Kriterium bei der Wahl der bestgeeigneten Verpackungsalternative heben die Verfasser der Studie dessen Recyclingfähigkeit hervor, also wie gut sich die Rohstoffe des Materials in einem Kreislauf führen lassen. Und dabei zum Beispiel liegt Kunststoff weit vorn. 

Welche Verpackung ist die beste, welche aus ökologischer Sicht abzulehnen? Diese Fragestellung prägt nicht nur politische und gesellschaftliche Diskussionen, sondern bewegt ebenfalls viele Verbraucher beim Einkauf. Schließlich wird selbst am Beispiel sogenannter Unverpacktläden deutlich, dass es etwa beim Transport von empfindlichen Waren dorthin – wie unter anderem Lebensmitteln – ganz ohne Verpackungen nicht geht. Und zwar nicht allein aus Gründen der Logistik, sondern auch, um die Produkte vor Beschädigung und vorzeitigem Verderb zu schützen. 

Das ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung verglich im Auftrag des NABU marktübliche Verpackungsalternativen für neun Lebensmittel. Dabei berücksichtigten die Studienautoren Mehrwegvarianten, wo diese in der Praxis bereits etabliert sind. Analysiert wurden die Verpackungen hinsichtlich der Auswirkungen auf drei große ökologische Probleme unserer Zeit: Klimawandel, nicht erneuerbarer Ressourcenverbrauch und Schadstoffemissionen. 

Im Rahmen der Studie führte das ifeu-Institut für jedes Lebensmittel- bzw. Verpackungs-Beispiel ein sogenanntes Ökobilanz-Screening durch. Dafür wurden keine umfassenden Ökobilanzen erstellt, die sich auf ein bestimmtes Produkt eines bestimmten Anbieters beziehen. Stattdessen nutzten die Wissenschaftler für das jeweilige Produkt bekannte Durchschnittswerte: Dazu zählten Material, Gewicht, Herstellungsort, Transportentfernungen sowie Entsorgung und Recycling. Die Analysen der Umweltbelastungen durch die verschiedenen Verpackungsalternativen orientierten sich an drei wichtigen ökologischen Problemfeldern: am Klimawandel in Form von Treibhausgasen, am nicht erneuerbaren Ressourcenverbrauch sowie an Schadstoffemissionen in Luft und Wasser. Die Bilanzierung umfasste dabei alle relevanten Lebenswegabschnitte von der Bereitstellung der notwendigen Rohstoffe bis hin zur endgültigen Entsorgung aller Verpackungsbestandteile.

Die Bilanz am Ende der Untersuchungen ergab, dass es die optimale Verpackung für alle Produkte nicht gibt. Vielmehr ist die bestmögliche Alternative abhängig vom konkreten Einzelfall. Dementsprechend kann auch nicht die Rede davon sein, dass bestimmte Verpackungsmaterialen als ökologisch besonders vorteilhaft anzusehen sind bzw. im Umkehrschluss andere nicht. Vielmehr waren die Ergebnisse nur in einer Hinsicht eindeutig: Ein Verpackungsmaterial kann ökologische Vor- wie auch Nachteile aufweisen, also bei einem zu verpackenden Produkt sehr gut abschneiden und beim nächsten sehr schlecht. Es komme immer auf die „Konkurrenz“ an, stellt der NABU fest.

So lässt sich aus Sicht der Verfasser der ifeu-Studie beispielsweise nicht sagen, dass etwa Papier generell umweltverträglicher ist als Kunststoff. Denn für die Herstellung von Verpackungen aus Papier und Pappe werden viel Wasser, Energie und Chemikalien verbraucht. Zudem eignet sich Papier nicht zur Umhüllung von fett- und/oder feuchtigkeitshaltigen Lebensmitteln. Im Vergleich hätten Pappkartons – wie etwa für Nudeln, Müsli und Schokolade – sowie Papiertüten für Obst und Gemüse eine sehr hohe Klimabelastung im Vergleich zur Konkurrenz aus Kunststoff, erläutert der Umweltverband.

Als „durchgängig problematisch“ werden in der ifeu-Studie im Auftrag des NABU sowohl Einwegglas als auch Metalle bewertet. Sie schnitten in fast allen Kategorien mit Abstand am schlechtesten ab. Dies liege an dem sehr hohen Gewicht der Verpackungen und den damit verbundenen CO- und Schadstoffemissionen bei Herstellung und Transport, erläutert der NABU. Daran ändern demnach auch hohe Recyclingquoten nichts, mit denen diese Verpackungsmaterialien häufig beworben werden. Einwegglas habe letztlich zu Unrecht ein sehr grünes Image, da es ökologisch gesehen keine gute Wahl als Verpackungsmaterial sei, konstatiert die Natur- und Umweltschutzorganisation.

Sie betont grundsätzlich, dass es für die Umweltbewertung von Verpackungen wesentlich auf die Recyclingfähigkeit der jeweiligen Rohstoffe ankommt. Denn je besser sich eine Verpackung wiederverwerten lässt, desto besser für die Umwelt. Und auch in dieser Hinsicht beweist Kunststoff in Relation mit den alternativen Verpackungsmaterialien seine Qualitäten, wie die Experten vom ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung unmissverständlich deutlich machen. Sie halten daher auch das von manchen „Umweltschützern“ betriebene Kunststoff-Bashing für völlig unangebracht und durch Fakten nicht begründbar. Vielmehr warnen die Fachleute vor einem „blinden Wechsel auf andere Materialien“ wie etwa Glas oder Metalle, weil deren Herstellung und Transport die Umwelt zum Teil noch stärker belaste. 

Daher sollten Verbraucher sich beim Kauf von verpackten Produkten nicht von Scheinwahrheiten oder Werbeaussagen wie „plastikfrei“ oder ähnlichen in die Irre führen lassen, sondern darauf schauen, dass sie mit ihrer Kaufentscheidung eine klimaschonende Kreislaufführung der Rohstoffe unterstützen – so wie es der NABU empfiehlt.

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